Musikalische Werke (o5)
TERPSICHORE (1612)
[GESAMTAUSGABE BAND 15]
Auf gnädigen Befehl des Prinzen Friedrich Ulrich (1591-1634), des ältesten Sohns von Herzog Heinrich Julius (1564-1613), hat Michael Praetorius etwa 300 Melodien Französischer Tänze mit Tonsätzen zu vier und fünf Stimmen versehen und unter dem Titel Terpsichore drucken lassen. Einige Sätze hat er von Francisque Carubel, einige von unbekannten Komponisten übernommen (Incerti).
Friedrich Ulrich hatte diese Tänze auf seiner Kavalierreise in Paris kennengelernt und den Tanzmeister Anthoine Emeraud nach Wolfenbüttel mitgebracht, der die Tanzmelodien kannte bzw. als Noten dabei hatte, um der Hofgesellschaft diese neumodischen Tänze beizubringen.
Im Vorwort erklärt Praetorius Namen und Herkunft der Tänze, er erläutert ausführlich, wie von den Musikern „diese Däntze müssen tractiret und mensuriret werden“. Tanzanweisungen werden (leider) nicht gegeben.
Es ist das einzige Werk mit „weltlicher“ Musik, (genauer: mit Sätzen zu weltlichen Melodien). Zwar hatte Praetorius weiterführende Pläne und wollte in einer Reihe MUSA AONIA Sammlungen mit englische und italienischen Tänzen, mit eigenen Toccaten oder mit Sätzen zu deutschen weltlichen Liedern herausgeben, doch von den beabsichtigten neun Teilen ist nur Terpsichore erhalten, von anderen Teilen sind weder Manuskripte noch gedruckte Ausgaben überliefert.
Überliefert ist dagegen ein eigenhändiger Brief mit finanziellen Forderungen von Michael Praetorius aus dem Jahre 1615, in dem er „in aller Unterthenigkeit und Demuth“ bittet, die zugesagten Unkosten an Papier und Druckerlohn für das „opus Musicum Terpsichore“ von 250 Talern „gnedigst“ zu erstatten.