Musikalische Werke (8)
EXERCITATRIX (1620)
POLYHYMNIA V
[GESAMTAUSGABE BAND 18]
Die neue Concerten- Manier bedeutete vor allem für die solistisch agierenden Concertat-Sänger die Umstellung auf eine neue Singweise. Es reichte nicht mehr, schön und sicher zu singen, man musste auch „fein artig vnd lieblich zu moderiren vnd anmütig zu singen wissen“, (SYNTAGMA MUSICUM III, S. 175) d. h. verlangt wurden textbezogener Ausdruck, dynamische Abstufungen und melodische Verzierungen. Praetorius komponiert deshalb die POLYHYMNIA EXERCITATRIX – „Übungs-Gesänge“ – , um seine „Capellknaben dardurch in Übung / vnd zu einer Disposition vnd Art im singen zu bringen vnd zu gewehnen.“ (Gesamtausgabe, Band 18, S. VIII) Diese Anleitung für Knaben zum Singen in neuer Manier enthält als „Übungsstücke“ 16 kleine geistliche Konzerte für zwei bis vier Vokal- und vier Instrumentalstimmen mit Generalbass.
Der Titel besagt, dass die EXERCITATRIX verschiedene Halleluja mit lateinischen Lobtexten und etliche deutsche Kirchengesänge enthält, wobei die Singstimmen jeweils auf einfache und auf verzierte Art notiert sind, als Cantus Simplex und als Cantus Diminutum bzw. Coloratum. Die Kompositionen seien für Knaben und andere Musiker gedacht, die „ lust und liebe haben/ sich mit singen zu exercieren/ und zu jetziger Italianer newen Manier zu gewehnen“.
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Die ersten Takte von zwei kleinen Konzerten jeweils mit Cantus Diminutus und Cantus Simplex.
Die Titel der Konzerte können dem Index entnommen werden (GA Bd. 18 S.VI)