POLYHYMNIA PANEGYRICA ET CADUCEATRIX – Choralkonzerte à 2 bis à 21

Musikalische Werke (7)

POLYHYMNIA PANEGYRICA (1619)

(POLYHYMNIA III)

[GESAMTAUSGABE BAND 17]

Nach demTod von Herzog Heinrich Julius im Jahre 1613 wandte sich Praetorius zunehmend der „neuen italienischen Concerten-Manier“ zu und veröffentlichte 1619 in der Sammlung POLYHYMNIA CADUCEATRIX & PANEGYRICA 40 Choralkonzerte in diesem Stil. Die Grundlage – protestantische Kirchenlieder – bleibt gleich, Form und Ausdruck der Musik dagegen werden vielfältiger:

  • Besonders begabte Sänger – Concertat-Sänger– werden solistisch eingesetzt und konzertieren miteinander. In der Regel unterstützen Instrumente sie bei diesem musikalischen Wettstreit.
  • Die übrigen Sänger und Instrumentalisten werden zu Capell-Chören zusammengefasst und stimmen an Höhepunkten mit ein.
  • Instrumente erhalten größere Bedeutung: Oft wird ein Konzert von einer Sinfonia eingeleitet oder von Zwischenspielen unterbrochen.
  • Ein durchlaufender Generalbass bildet das Fundament des Konzerts.

Praetorius hatte das Glück, als hochgebildeter und vielseitig begabter Mann, der an allem Neuen interessiert war, in einer Zeit des Umbruchs zu leben, in der sich in der Musik der Stilwandel von der Renaissance zum Barock vollzog. Zwar hatte er nie Gelegenheit, sich in Italien direkt über die dortigen musikalischen Entwicklungen zu informieren, doch boten Reisen nach Nürnberg und Prag sowie zahlreiche Notendrucke ausreichende Möglichkeiten, neueste Werke zu studieren, um in dieser Weise selber zu komponieren,

„Damit nach dem Exempel der Italorum auch in Germania nostra patria die Musica […] propagiret, und zu Gottes einigem Lob und Preiß/ auch Gottfürchtigen Hertzen/ seliger Recreation und Ergötzlichkeit/ weit außgebreitet werden möge.“

SYNTAGMA MUSICUM III, Schluss der 2. Vorrede Seite ):( 7

Praetorius verstand sich als Wegbereiter und Vermittler dieses neuen italienischen Stils im protestantischen Deutschland.

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POLYHYMNIA III Titelblatt, Quelle: GA Band 17 S. V

 

Dem Titelblatt ist zu entnehmen:

–      Die POLYHYMNIA CADUCEATRIX & PANEGYRICA enthält Solennische [festlich-feierliche] Friedens- und Freuden-Konzerte.

–      Diese wurden aufgeführt bei kaiserlichen, königlichen, kurfürstlichen und fürstlichen Zusammenkünften.

–      Sie sind besetzt mit allerhand musikalischen Instrumenten und Menschenstimmen, auch Trompeten und Heerpauken; mit bis zu 21 Stimmen in 2 bis 6 Chören.

–      Neu ist der durchlaufende Generalbass: Der Bassus generalis & continuus wird auf Orgel, Regal, Clavicymbel, Laute und Theorbe gespielt.

–      Neu ist der Stil: verschiedene neue Arten und Manieren der Concertat-Music

–      Zu der „neuen italienischen Manier gehört auch: die Concerte sind mit instrumentalen Sinfonien und Ritornellen gezieret.

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Das Titelbild der POLYHYMNIA PANEGYRICA illustriert in überbordend-barocker Weise die neue italienische Concerten- Manier.

Zwar ist das religiöse Weltbild unverändert geblieben – im oberen Drittel musizieren die himmlischen Heerscharen, mit ihnen zusammen unten Menschen, das siegreiche Gotteslamm steht an zentralem Ort – auf Erden ist jedoch aus geordneter Dreichörigkeit (siehe MUSAE SIONIAE I-IV) ein vielfältiges Miteinander-Musizieren und Konzertieren geworden.

Unverändert ist auch die demütige Haltung des frommen Kapellmeisters geblieben.

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Polyhymnia III ist in mehreren Originaldrucken zu 15 Stimmheften erhalten. Ein Druck ist als  Digitalisat von der Königlichen Bibliothek Kopenhagen veröffentlicht.

POLYHYMNIA III Nr. 17 „Nun komm der Heiden Heiland“ Instrumentalstimme Posaune & Cornetto, Quelle: Stadtbibliothek Braunschweig Sign. M 643

POLYHYMNIA III Nr. 17 „Nun komm der Heiden Heiland“ Bassus Generalis, Quelle: Stadtbibliothek Braunschweig Sign. M 643

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Instrumentalstimme ist für Zink – Posaune – Zink komponiert, zum Schluss hin als eine virtuose Oberstimme.

Die Generalbassstimme enthält außer Ziffern auch Angaben zu Besetzung und Text einzelner Abschnitte.

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Die 40 Konzerte der POLYHYMNIA PANEGYRICA sind in „mancherlei Arten und Manieren“ komponiert. Jedes Konzert kann je nach Gegebenheiten größer oder kleiner besetzt werden, Praetorius gibt bei einzelnen Werken und in einer Ordinantz viefältige aufführungspraktischeHinweise. Die vertonten Kirchenlieder und Messtexte sind für gottedienstlichen Gebrauch gedacht und teilweise auf CD eingespielt. Aus einer Zusammenstellung (die noch in Arbeit ist) können die Titel der Konzerte, Anzahl der Stimmen, Dauer, sowie Hinweise zu Melodie, Text und Platz im Kirchenjahr entnommen werden; auch auf CD-Einspielungen wird verwiesen.

Noten zu Polyhymnia III siehe: Noten und Aufführungsmaterial (7)Choralkonzerte à 2 bis 21

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